Warum laufe ich?

"Wenn Du nicht fliegen kannst renne, wenn Du nicht rennen kannst gehe, wenn Du nicht gehen kannst krabble, aber was auch immer Du tust, Du musst weitermachen."(Martin Luther King)

 

Wenn sich aus gesundheitlichen Gründen das Leben entschleunigt wird stellt sich die eine oder andere Frage. Neu auch, so ganz ohne Sport (Laufen) durch die Zeit zu gehen. Wenn ich schon nicht laufen kann versuche ich mal zu ergründen, warum ich laufe. Besonders wenn ich jeden Tag lese das ihr alle laufen könnt und dürft. Das Bitte jetzt nicht falsch verstehen....

Warum laufe ich?

Also Philosophieren wir mal. Und wie es sich für einen Laufblog ziert, natürlich über das Laufen!
Über die einfachste und günstigste Sportart die man sich vorstellen kann. Wobei ich mit kurzem Blick auf mein gesamtes Equipment ein fettes Fragezeichen an das günstig setze. Ich laufe wahrscheinlich nicht schnell und wahrscheinlich auch nicht schön, aber ich laufe.
Ich werde auch nie mehr einen Lauf gewinnen und auch keine Altersklasse.
Aber darum soll es auch nicht gehen. 

Sollte nicht, worum geht es dann?  Warum läufst du?

Läufst Du eigentlich vor was weg?
Ich hatte nie, die eine Antwort darauf, wenn mir die Frage gestellt wurde. Ich erfand kluge Ausreden, wie zum Beispiel: Laufen ist gesund oder früher habe ich geraucht, heute laufe ich und laufen ist Meditation und macht den Kopf frei. Dennoch blieb das Gefühl vor etwas weg zu laufen.

Aber zugegeben hätte ich es nie. Wer gibt schon gerne zu, vor etwas wegzulaufen. Verfolge ich diesen Gedanken weiter, laufe ich also dreimal die Woche weg. Würde ich es nicht tun, ich würde irre werden.
Vor allen Dingen im Kopf. Manchmal laufe ich vor Trump oder unserer Gesellschaft weg, weil ich diese immer absurder werdenden Meldungen nicht mehr ertrage und ich das alles nicht fassen kann. Es gibt Tage, da laufe ich vor Facebook und meinem Handy weg. Weil die Posts teilweise irre sind.

Es gibt Tage, da laufe ich vor den Kalorien weg. In der Tat achte nicht auf meine Ernährung. Ich kann es nicht ab, wenn ich genau weiß, dass ich nur Quatsch gegessen habe, obwohl ich weiß, dass es Quatsch ist, den ich gegessen habe. Klingt irre, oder?
Wenn ich den Dingen des Alltags davonlaufe, lasse ich sie auf der Laufstrecke zurück. Sie poltern irgendwo unterwegs auf den Asphalt oder in einen Busch. Ich laufe ohne „Runners High“, ich weiß bis heute nicht was das sein soll. Es ist auch nicht so das nach jedem lauf der Kopf frei ist. Oft ist das laufen auch einfach nur ein Kampf ohne Gewinner.

Beim Lesen der vielen Nachrichten in den Foren, z.B. Facebook ist mir aufgefallen das es sich immer mehr um Leistungsoptimierung geht. Immer schneller, immer weiter.
Stimmt,wir leben in einer Leistungsorientierten Gesellschaft. Das macht sich leider auch bei den Amateuren und Hobbysportlern bemerkbar.
Der Spaß am Sport, am Laufen sollte eigentlich im Mittelpunkt stehen. Wenn ich so manchen Post lese, denke ich, ich lese Bewerbungen für Olympia. Ich möchte nicht falsch verstanden werden, ich bin nicht gegen Ehrgeiz und Leistungsbereitschaft oder möchte sie negieren.
Ich frage mich oft welche Auswirkungen das hat, für den einzelnen oder auch für die Gruppe.
Meine These, es wird zu wenig unterschieden in den Diskussionsgruppen und Foren.
Ich denke, dass die 21:20 auf 5 km gelaufen von einem 60 jährigen, eine andere Wertigkeit da stellen als die gleiche Zeit gelaufen von einem 30 jährigen.
Mir fehlt ein wenig die Differenzierung und das Likes für dieses oder jenes zu bekommen scheinbar wichtig ist.
Wen man sieht, wer für was, positive Likes bekommt ist das häufig schon etwas seltsam.
Wer ist in, wer gehört dazu? Kann sein, aber es könnte helfen falschen Ehrgeiz zu vermeiden und ehrliche Aufmerksamkeit und Anerkennung für seine Leistung zu erhalten.
Das Zauberwort ist m.E. nach „Entschleunigung“ und ich glaube, das täte allen gut.
Laufen ist Alters unabhängig und Alters übergreifend und das ist gut so und dennoch werden am Ende alle in Altersklassen eingeteilt.
Auch wenn ich mich oft daran beteiligt habe, es wird immer unwirklicher. Immer häufiger laufe ich davor weg.

Schuhe an und los: Es gibt gute Gründe dafür, warum Laufen Volkssport Nummer 1 geworden ist. Ob im Wald, im Park, auf der Straße, ob vor oder nach der Arbeit, im Sommer, im Winter und natürlich bei Wettkämpfen - laufen kann man überall und jederzeit, es ist vielseitig und für jeden einfach und günstig machbar.
Meine Motivation sind die Laufevents, die Veranstaltungen. Menschen treffen, reden und die Atmosphäre spüren. Die Minuten vor dem Start und der Zieleinlauf. Angekommen zu sein..........Für mich sind es keine Wettkämpfe, sondern eher Laufveranstaltungen. Ich möchte auch nicht, mit mir kämpfen, mich besiegen wollen. Ich möchte nur laufen.
Philosophie des Laufens

Aber was steckt noch hinter dem Laufen. Schult es unseren Charakter und verhilft uns letztlich zu größerer Freiheit, erweitert unseren Horizont und lehrt uns viel über uns selbst und die Welt um uns herum. Vielleicht, aber das kann nur jeder selbst entscheiden.
Ich finde das Freundschaften unter Läufern auch für andere Bereiche des Lebens wichtig sind. Ich erachte es auch für wichtig diskutieren zu können welchen Unterschied es macht, auf einem Laufband oder im Freien zu laufen, zu erfahren wie die Parallele gefühlt wird zwischen Schmerz und Freude beim Laufen wie auch im Leben. Wie es sich anfühlt, zum ersten Mal einen Marathon zu laufen - und warum ein kurzer Trainingslauf am Wochenende genauso glücklich machen kann.
Warum laufe ich …?
Ich weiß, dass ich ganz einfach falsche Prioritäten gesetzt habe.
Bei meinem nächsten Halbmarathon soll nicht eine Zahl oder eine Zeit im Vordergrund stehen, sondern einfach meine Freude am Laufen.
Es ist großartig, sich ein Ziel zu setzen, aber es sollte nicht alles überlagern…vor allem nicht meine ureigene Begeisterung für das Laufen. Sie ist meine wahre Motivation, drei Mal in der Woche meine Laufschuhe zu schnüren und Kilometer für Kilometer zurückzulegen!
Und genau dies hatte ich schon einmal gespürt, als ich im Frühjahr diesen Jahres meinen ersten Halbmarathon gelaufen bin….
Ich kann man zwar immer noch nicht Laufen, vielleicht auch nie wieder, aber wenigstens kann ich darüber Philosophieren!



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