"Berlin ist dennoch eine Reise wert"

Laufveranstaltung 130                   03 / 2019




39. Berliner Halbmarathon – (21,1 km/HM)

Grand Slam Teil 3



 

 "Berlin ist dennoch eine Reise wert"



Teil 3 des „Läufer Grand Slam“ sollte in Berlin stattfinden. Die Anmeldung für den 37. Berliner Generali Halbmarathon hatte ich fast ein Jahr vorher durchgeführt.Drei Tage Berlin gebucht und kurzfristig ein Vater-Sohn Sightseeing Wochenende aus dem Laufevent gebastelt.


Mit mehreren Millionen Berlin-Besuchern im Jahr stellt auch der Berlin-Halbmarathon die Hotelszene nicht auf den Kopf, aber wer strategisch günstig wohnen will, muss sich beeilen. Grundsätzlich würde ich darauf achten, ein Hotel innerhalb des sogenannten S-Bahn-Rings zu wählen, da man von dort eigentlich recht schnell alle Sehenswürdigkeiten und auch den Start erreicht. Dieser Ring ist auf den S-Bahn-Karten gelb mit Zone A und B gekennzeichnet.
Am Freitag ging es mit meinem Sohn David per Auto nach Berlin. Etwas mehr als vier Stunden zeigte das Navi an, es wurden durch diverse Staus und Unfälle dann doch sechs. Unser Hotel, lag in unmittelbarer nähe, des Alexanderplatzes. Nach dem Check in haben wir noch ein wenig die Gegend erkundet. Fernsehturm, Alexanderplatz, Rotes Rathaus.......

Nach einem reichhaltigen Frühstück am Samstag fuhren wir zur Läufermesse, die im alten Flughafen Tempelhof stattfand. Die Startunterlagen beim Berlin-Halbmarathon sind nicht übertragbar und eine Manipulation kann zur Disqualifikation führen und sich auch auf zukünftige Teilnahmen auswirken. Wer krank ist, bekommt vom Veranstalter einen Gutschein für einen Startplatz im Folgejahr, wenn er sich beim Rennarzt meldet.
Man sollte etwas Zeit einplanen, weil sich der Besuch lohnt. 

Zum einen ist das Flughafengebäude von Tempelhof ein architektonisches Highlight und erinnert an die gute alte Zeit, in der Flugreisen noch exklusiv und mondän waren. 

Zum anderen wird von den Ausstellern viel Sehenswertes geboten. Fast alle großen Laufschuhmarken sind vertreten, ganz vorn dabei Adidas, aber auch Nike, ON, Brooks und Co. sind vor Ort, fast alle Hersteller von Sportuhren, Sporternährung und auch viele Laufveranstalter präsentieren ihre Läufe und Laufreisen in aller Welt.

Die Abholung der Startunterlagen funktionierte problemlos, bis Ich ausgerufen wurde. Ich wusste zuerst nicht worum es ging, bis mir auffiel, dass mein Personalausweis nicht mehr da war! Okay und genau darum ging es..... Glück gehabt.

Bei der Anmeldung in Berlin muss man außerdem beachten, dass man sich für eine Gepäckoption entscheiden muss. Bei der Frage nach Kleiderbeutel oder Poncho gab es bei der Einführung etwas Verwirrung unter den Läufern. Ich hatte mich für die Option Kleiderbeutel entschieden.

Danach war Sightseeing angesagt. Mein Sohn war das erste Mal in Berlin. Reichstagsgebäude, Bundeskanzleramt, Checkpoint Charlie, Berliner Dom, Holocaust Denkmal; Moabit, Potsdamer Platz und und................
Am Abend merkte ich, dass der Tag doch sehr lang war und fiel mit schweren Beinen ins Bett, wir hatten mehr als 20 Kilometer zurückgelegt.

Sonntagmorgen, 6:30 Uhr _ Raceday! Angezogen gewaschen und danach frühstücken. Knappe zwei Stunden vor dem Start machte ich mich auf den Weg Richtung U-Bahn am Spittelmarkt. Von dort aus ging es bis zum Potsdamer Platz, wo immer mehr Läufer von allen Seiten herbeiströmten. 

Mit über 37.000 gemeldeten Läufern aus 104 Nationen konnte der Veranstalter einen Teilnehmer-Rekord verbuchen. 
Die Größe des Berliner Halbmarathons beeindruckte schon, wenn ich auch die Vorzüge kleinerer Läufe sehr zu schätzen weiß und mir die Läufermassen auch mal auf die Nerven gehen können. Kurze Wege an die Startlinie sucht man hier natürlich vergebens.
Die Vorfreude hielt sich ziemlich in Grenzen. Durch die Verletzung war noch immer kein Training möglich. Dadurch war keine Standortbestimmung möglich. Wie auch in Barcelona und London ging ich ohne Training an den Start. Nicht zur Nachahmung zu empfehlen.

Das Startareal war auf der Straße des 17. Juni aufgebaut. Über die Scheidemannstr.,ging es in das abgesperrte Startareal, um dann den Startbeutel in einem der 60 LKWs abgeben! Ich war eine Stunde vor dem Start vor Ort und hatte genug Zeit mich umzusehen und mich vorzubereiten. Ich genoss die Ruhe vor dem Start.
Gleich würde ich sehen, was die Beine und die Lunge, ohne Training hergaben. Ich hatte Lust zu laufen, aber auch Respekt, weil ich nicht einschätzen konnte wie der Körper reagierte.

Die Strecke führt sie über den Großen Stern zum Ernst-Reuter-Platz und weiter auf die Otto-Suhr-Allee bis zum Schloss Charlottenburg. Nach einem Bogen um den Lietzensee geht es über die Neue Kantstraße und nach einzelnen Abbiegungen über den Kurfürstendamm zum Adenauerplatz. 

Hier sind dann etwa neun Kilometer der Strecke geschafft.

Die Teilnehmenden gelangen über Wittenberg- und Nollendorfplatz durch Kreuzberg zurück nach Mitte. Nach Überquerung des Reichpietschufers und des Leipziger Platzes biegt die Strecke auf die Wilhelmstraße ab und führt danach in die andere Richtung vorbei am Checkpoint Charlie, an der Berliner Stadtbibliothek auf die Französische Straße. 

Erneut auf der Straße des 17. Junis angelangt, wird der letzte gute Kilometer zum Ziel am Brandenburger Tor zurückgelegt.
Start und Ziel auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Am Sonntag um 9.30 Uhr werden die Inlineskater, gefolgt von Rollstuhlfahrern und Handbikern, als Erste auf die ca. 21 Kilometer lange Strecke starten. Der Startschuss für die erste von vier Wellen der Läufer fällt dann um 10.05 Uhr.
Bei angenehmen Lauf-Temperaturen von 16 Grad und Sonnenschein ging es für mich um 10:20 Uhr auf die Laufstrecke. Die Richtung gab die Siegessäule vor.

Die ersten 5 km liefen gut. 

Ich fühlte mich wohl, die Stimmung an derStrecke war unglaublich, selbst zu dieser frühen Tageszeit. Der 5 km Split zeigte eine Zeit von 27:15 min. 
Für mich mehr als okay. Der nächste Split bei km 10 lag auch noch im geplante Bereich. Nach 58:46 min hatte ich den Kurfürstendamm und seine lange Gerade fast geschafft. Bis dahin hatte ich keine Gehpause eingelegt.

Ich kühlte ich mich bei jeder Erfrischungs-Station ab. Bei km 10 merkte ich eine gewisse Schwere. Ich wusste was kam! Das fehlende Training und mein Gesundheitszustand zwangen mich zur ersten Laufpause, der noch einige folgten, leider.

Für die nächsten 5 km brauchte ich 33 min und die Frustration wurde größer. Der Gedanke aufzugeben wurde immer stärker. Die Beine wurden immer schwerer, das Tempo sackte Kilometer für Kilometer ab. Der Potsdamer Platz wurde nach 17 Kilometern passiert. 

Ein guter Platz zum Stoppen. Plötzlich wurde hinter mir mein Name gerufen..... Iris aus meinem Verein „LG Burg Wiedenbrück 1989“ stoppte auch und motivierte mich die letzten vier Kilometer durchzuziehen, ggf. auch gehend.
Das wollte ich nicht, also setzte ich mich schwerfällig wieder in Bewegung. Bis zum Ziel sollten noch zwei Laufpausen folgen.

Nach guten 18 Kilometern ein weiteres Highlight: der Checkpoint Charlie. Auch hier hatte ich ehrlich gesagt keinen großen Blick mehr dafür und wollte einfach die letzten rund zweieinhalb Kilometer hinter mich bringen. Die letzten gut zwei Kilometer führten schließlich auf der breiten Leipziger Straße Richtung Alexanderplatz, bevor ein letzter Rechts-Knick erfolgte.

Das Tempo aufrecht und die Beine am Laufen zu halten fiel mir nun immer schwerer. Ich nahm für wenige Sekunden komplett raus, musste ein paar Meter gehen. Entweder bringe ich das so zu Ende oder reiße mich ein letztes Mal für wenige Minuten zusammen und gebe das Allerletzte. Der ganze Körper flehte darum, einfach stehen bleiben zu dürfen. 

Die Zeit spielte schon seit km 10 keine Rolle mehr.

Gleich noch ein letzter Rechts-Knick und dann musste auch schon bald das letzte Kilometerschild dastehen. Zielgeraden haben ja gerne die Eigenschaft, immer länger zu werden. Durch das Brandenburger Tor, ein wenig "Marathon Feeling“, ging es auf die letzten Meter.
Völlig fertig blieb ich stehen und spürte, wie leer mein Körper war. Aber egal, angekommen. 02:12:10, zeigte die Uhr im Ziel.......weit unter meinen Möglichkeiten....what else!



Platz w/m 12919 (17184)
Platz AK 55 1103 (1615)
Platz Gesamt 18524 (29757)

Eines ist sicher-Berlin, wir sehen uns wieder. Nach dem Lauf für 2020 angemeldet. 

Ich habe zwar keinen Koffer in Berlin, aber noch eine läuferische Rechnung offen. Hauptsache ich bin dann gesund!



"Fernsehturm am Abend"


"Start"

"Läufermesse"






"Start"





"5 km"








"Bundesrat"






 






 



 
 





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